Dass mehr Arbeitszeit nicht immer zu besseren Ergebnissen führt, diese Erkenntnis müssen zahllose Arbeitnehmende und Arbeitgeber gleichermassen machen. Immer mehr Menschen übernehmen sich bei der Arbeit – nicht immer steht äusserer Druck dahinter, oft führt auch der eigene Ehrgeiz oder die Angst vor dem Versagen dazu, dass Überstunden in einem Ausmass gemacht werden, das die eigene Gesundheit auf Dauer schädigt. In Amerika arbeiten Arbeitnehmer heute im Durchschnitt 48 Stunden pro Woche, elf Stunden mehr als noch 1970. Das inflationsbereinigte Durchschnittseinkommen hat sich dabei allerdings nicht erhöht, sondern ist im Gegenteil sogar leicht zurückgegangen. Die Folgen sind fatal: Immer mehr Menschen erkranken am gefährlichen Burn-out-Syndrom.

Volkskrankheit Burn-out
Der Glaube, dass nur hochrangige Manager oder andere Inhaber von verantwortungsvollen Führungspositionen von dieser Krankheit betroffen sind, ist noch immer weit verbreitet. Die Statistiken sprechen eine andere Sprache: Die chronische Erschöpfung, die mit der Depression verwandt ist und auch in diese münden kann, tritt in allen Berufsfeldern und gesellschaftlichen Schichten gleich oft auf.
Die Risiken sind dabei keineswegs zu unterschätzen – die Krankheit stellt oft einen massiven Einschnitt im eigenen Leben dar und kann im schlimmsten Fall zur Arbeitsunfähigkeit und zum sozialen Absturz führen. Betroffene nehmen sie dabei oft zu spät als Problem wahr und beschäftigen sich mit ihren eigenen Symptomen erst, wenn es schon zu spät ist.
Überstunden führen nicht immer zu mehr Produktivität
Grund für die Erkrankung sind fast immer zu lange Arbeitszeiten, die keinen Platz mehr für ein Leben ausserhalb der Berufstätigkeit lassen. Besonders gefährlich wird es oft dann, wenn noch weitere Problemfelder wie eine Beziehungskrise oder finanzielle Schwierigkeiten dazukommen. Spätestens dann ist es höchste Zeit, die Notbremse zu ziehen. Weniger ist manchmal mehr – diese Binsenweisheit gilt übrigens auch unabhängig von Erkrankungen: Studien haben gezeigt, dass sich nach acht Stunden Arbeitszeit die Produktivität halbiert. Wer zu viele Überstunden macht, gefährdet sich also nicht nur selbst, sondern arbeitet auch ineffizient.
Milliardenverluste durch Stress am Arbeitsplatz
Die Folgen dieses Phänomens kriegen dabei mittelfristig auch die Arbeitgeber zu spüren. Stress am Arbeitsplatz kostet die amerikanische Wirtschaft Schätzungen zufolge jährlich rund 200 Milliarden Euro, was dem Jahreseinkommen von fünf Millionen Durchschnittsbürgern entspricht. Gleichzeitig wachsen nur noch drei von zehn Kindern mit einem Elternteil auf, der nicht berufstätig ist – 1960 waren es noch acht von zehn.
Trotz dieser alarmierenden Zahlen wird das gesamtgesellschaftliche Problem der Überarbeitung oft noch immer unterschätzt. Unabhängig von der eigenen Tätigkeit sollte jeder die Gefahren ernst nehmen, die mit dieser Tendenz einhergehen: Zu viel Arbeit schafft manchmal mehr Probleme, als sie lösen kann.